Über explizite und implizite Regeln

und wie sie den Alltag begleiten

implizite Regeln

Stell dir folgendes vor: Deine Familie oder Deine Firma ist ein demokratischer Staat mit einer eigenen Verfassung. Wie schaut diese Verfassung aus? Was haben die Bürgerinnen für Grundrechte? Welche niedergeschriebenen Gebote gelten für alle Einwohner? Welche ungeschriebenen Gesetzte gibt es?

Wir machen uns heute auf die Suche nach expliziten und impliziten Regeln die es in jeder Familie und in jedem Unternehmen gibt. Was aber genau ist der Unterschied?

Explizite Regeln

Explizite Regeln sind in einem System aktiv bekannt und können ausgesprochen und auch diskutiert werden. In einer größeren Firma bekommt ein neuer Mitarbeiter oft ein MitarbeiterInnenhandbuch, in dem er viel Wissenswertes über die Firma erfährt. Damit ist völlig klar, wie viele Wochenstunden zu arbeiten sind, sowie in welchen Zeitraum und bei welcher Person der Urlaub zu beantragen ist.

In einer Familie hingegen werden explizierte Regel eher selten aufgeschrieben und dennoch sind sie allen klar und werden öfter diskutiert. Eine solche Bestimmung könnte lauten: „Mit dem Essen beginnen wir erst, wenn alle am Tisch sitzen“ oder „das Werkzeug wird wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückgelegt“. Wenn diese Regeln gebrochen werden, kann dies offen vor allen Familienmitglieder angesprochen werden.

Implizite Regeln

Implizite Regeln dagegen wirken, ohne von den Mitgliedern bewusst wahrgenommen zu werden. Oft werden diese impliziten Bestimmungen erst erkannt, wenn sie überschritten werden. Am deutlichsten wird dies im Umgang mit fremden Kulturen. Bei einer Begrüßung geben wir Österreicherinnen uns die Hand, schauen uns kurz in die Augen und sagen „Grüß Gott“. Bei den Südländern ist der Abstand zwischen den Menschen deutlich kleiner. Manche Urvölker reiben bei der Begrüßung ihre Nasen aneinander. Für diejenigen, die weitgereist sind, ist es oft normal, dass es unterschiedliche Rituale gibt. Dennoch löst es Unbehagen aus, wenn eine Person beim Gruß zu nahe kommt.

In einer Firma könnte eine implizite Regel der Umgang mit der Mittagspause sein. Es werden 30 Minuten in der Zeiterfassung eingetragen, aber zusammengesessen wird oftmals ein bisschen länger. Wenn eine neue Mitarbeiterin kommt, wird ihr erklärt, dass die Pause eine halbe Stunde dauert von den paar Minuten darüber wird nichts erwähnt und sie wird sich durch das Erlebte stillschweigend anpassen.

Regeln können sich ändern

„Als Familie verbringen wir Weihnachten zusammen.“ Selten wird dieser Satz klar ausgesprochen. Wenn die Kinder klein sind, funktioniert dies einwandfrei. Problematisch wird es dann wenn die Kinder größer werden und ausziehen. Der Studienaufenthalt in den USA ist eventuell eine Möglichkeit das Weihnachtsfest zu schwänzen, aber die 300 Kilometer entfernte Stadt, in der die Kinder wohnen, darf kein Hindernis darstellen. Selbst, wenn die Kinder bereits in Partnerschaften leben, haben sie oft erst ab der Gründung einer eignen Familie das „Recht“, Weihnachten nicht bei den Eltern zu feiern.

Mit diesem Beispiel möchten wir wieder auf die eingangs gestellte Frage zurückkommen. Bevor du sie beantwortest, definiere das System in dem du dich befindest. Wer gehört zu deiner Familie? Die Kinder und der Partner oder willst du den Begriff weiter fassen?

Wenn du dich mit dem Unternehmen beschäftigst, in dem du arbeitest, gehört dann die Filiale in St. Martin auch dazu, oder beziehst du dich auf dein Team?

Wenn der Personenkreis geklärt ist, der zu diesem System gehört, überlege dir ein paar konfliktträchtige Situationen. Welche Regeln sind in diesen Situationen gebrochen worden? Wenn dieser Regelbuch auf der Hand liegt und ohne längeres Grübeln klar ist, handelt es sich eher um eine explizite Regel. Wenn du hingegen lange nachdenken musst und zwischen verschiedenen Antwortmöglichkeiten entscheiden musst, könnte eine implizite Regel diesem Konflikt zu Grunde liegen.

Solche Situationen werden oft im Coaching oder anderen Beratungen behandelt. Der externe Blick hilft oft, Systeme zu beleuchten und zu durchschauen.

Wir wünschen dir viel Spaß beim artikulieren deiner neuen Verfassung und beim Entdecken vieler neuer Regeln.Jedes gut funktionierende System hat Rahmenbedingungen.

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Manuela

Ich bin Manuela Grundner und beruflich eine bunte Hündin. Als Raumschafferin gestalte ich in Organisationen einen Platz, an dem verschiedene Ideen, Kompetenzen und Meinungen zueinander finden. Als Konfliktreglerin beleuchte und entwickle ich mit humorvollem Scharfblick die Kommunikations- und Konfliktkultur in Teams und Organisationen. „Ins Tun kommen und Klarheit schaffen sind dabei meine Lieblingszutaten.“

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