Psychologische Sicherheit in Organisationen

Es liegt in der Natur von uns Menschen, uns "anzupassen" und "mitzumachen". Doch das steht im Widerspruch dazu, kritische Überlegungen zu äußern, Experimente zu wagen und dadurch als Unternehmen zu wachsen. Angst ist der Feind jeder gesunden Entfaltung, und darum braucht es eine psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz, um ein Lernen und sich Entwickeln zu ermöglichen.

Was ist Psychologische Sicherheit? 

Psychologische Sicherheit bezieht sich auf das Gefühl von Menschen, sich in einer Umgebung sicher und akzeptiert zu fühlen, um offen und ehrlich zu sein, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Insbesondere in Arbeitsumgebungen fördert psychologische Sicherheit eine offene Kommunikation, in der Mitarbeiter ihre Ideen und Meinungen frei äußern können, ohne Angst vor Urteilen oder Ausgrenzung zu haben. Dies trägt zu besserer Zusammenarbeit, Kreativität und Leistung bei.

Die Forscherin Amy C. Edmondson hat sich mit der Frage beschäftigt, welche Parameter eine angstvolle Umgebung schaffen, die es Mitarbeitenden schließlich unmöglich macht, sich aktiv einzubringen, selbst dann, wenn es dem Unternehmen schadet. Natürlich hat sie auch genau die umgekehrte Seite betrachtet: Wie können Führungskräfte die Kultur der Organisation so gestalten, dass Kooperation möglich wird?

Wer profitiert, wenn eine Mitarbeiter:in ihre kritischen Gedanken äussert?

Was sind Merkmale, dass psychologische Sicherheit fehlt?

Es wird an unterschiedlichen Stellen sichtbar, dass psychologische Sicherheit fehlt. Hier sind ein paar Indikatoren:

  • Kritisiere nichts, bei dessen Schaffung der Vorgesetzte beteiligt war.
  • Sprich nur, wenn du belastbare Daten hast.
  • Äußere dich nicht, wenn die Vorgesetzten anwesend sind.
  • Sag in einer Gruppe nichts Negatives über die Arbeit, damit der Chef nicht das Gesicht verliert.
  • Eine negative Äußerung kann Konsequenzen für die Karriere haben.

Welche Praktiken unterstützen psychologische Sicherheit?

Damit im Unternehmen psychologische Sicherheit gelebt werden kann, braucht es eine unterstützende Struktur. Voraussetzungen schaffen, die Mitwirkung aller ermöglichen und produktiv reagieren sind solche begünstigenden Faktoren.

Praktiken von psychologische Sicherheit

Um Voraussetzungen zu schaffen, ist es wichtig, dem Scheitern einen Bezugsrahmen zu geben. Was ist vermeidbares Scheitern, also die Abweichung von bekannten Prozessen, sodass ungewollte Ergebnisse produziert werden? Und was ist komplexes Scheitern, also eine einzigartige und neue Kombination von Ereignissen, die zu einem Anstieg ungewollter Ergebnisse führen? Allein das Unterscheiden dieser beiden Arten ermöglicht einen leichteren Umgang mit Fehlern.

Oft fehlt die Erlaubnis im System, dass ich mitwirken darf, besonders wenn es sich um hierarchieübergreifende Teams handelt. Hier geht es darum, dazu einzuladen, andere Perspektiven sichtbar zu machen und diese auch auf einer Sachebene zu diskutieren. Nehmen wir an, ein Krankenpfleger hat einen anderen Vorschlag zur Behandlung als die Ärztin und er traut sich, seinen Vorschlag zu äußern. In einem Umfeld von psychologischer Sicherheit passiert folgendes: Der Krankenpfleger hat einen hilfreichen Vorschlag, und dem Patienten geht es besser, oder der Krankenpfleger hat keinen hilfreichen Vorschlag, und die Ärztin erklärt ihm, was an seiner Idee unpassend ist. In beiden Fällen ist es gut für das System. Es geht hier nicht darum, die Entscheidungshierarchie zu ändern; die abschließende Entscheidung liegt gut bei der Ärztin. Es geht darum, das gesamte Wissen im System zu nutzen.

Produktives Reagieren ergibt sich daraus, dass Mitarbeiter:innen dafür wertgeschätzt werden, Bedenken und Fehler anzusprechen. Dadurch wird Scheitern entstigmatisiert und es entsteht ein offener Diskurs über unterschiedliche Sichtweisen und Zugänge. Das bedeutet jedoch nicht, dass jedes Verhalten und ständige Wiederholen von vermeidbaren Fehlern akzeptiert werden muss. Mit einem klaren Rahmen können Grenzen gesetzt und Sanktionen für schwere Verstöße angeboten werden.

Wie kann man die psychologische Sicherheit in der Organisation verbessern? 

Ein erster Schritt könnte darin bestehen, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Die Fragen aus dem Punkt „Was sind die Merkmale dafür, dass psychologische Sicherheit fehlt?“ können hierbei als Grundlage dienen. Insbesondere bei diesem Thema ist es empfehlenswert, in einer vielfältigen Gruppe von Mitarbeitern zu diskutieren. Aus diesen Überlegungen können dann herausgefiltert werden, welche Qualitäten verstärkt werden sollten oder welche Dysfunktionen einen neuen Rahmen benötigen. Auf diese Weise kann man sich schrittweise auf den Weg machen. Wenn du bei dieser Reise Unterstützung benötigst, freue ich mich darauf, von dir zu hören.

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Manuela

Ich bin Manuela Grundner und beruflich eine bunte Hündin. Als Raumschafferin gestalte ich in Organisationen einen Platz, an dem verschiedene Ideen, Kompetenzen und Meinungen zueinander finden. Als Konfliktreglerin beleuchte und entwickle ich mit humorvollem Scharfblick die Kommunikations- und Konfliktkultur in Teams und Organisationen. „Ins Tun kommen und Klarheit schaffen sind dabei meine Lieblingszutaten.“

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